"Shukran, Dr. Hiyam!"

"Shukran, Dr. Hiyam!"


Mit einem berührenden Abschiedsbrief sagt Dr. Hiyam Marzouqa „Auf Wiedersehen“, nachdem sie das Kinderkrankenhaus 34 Jahre lang begleitet hat, davon 18 als Chefärztin. Wir sagen: „Shukran, danke, thank you, Dr. Hiyam!“

Foto: © Elias Halabi

Sehr geehrte Spenderin, sehr geehrter Spender,

nach 34 Jahren Mitarbeit im Caritas Baby Hospital (CBH) in Bethlehem, davon 18 Jahre als Chefärztin, werde ich Ende August 2024 in den Ruhestand gehen. Aber nicht, ohne mich von Ihnen zu verabschieden – voller Dankbarkeit und Zuversicht, dass ich die medizinische Leitung in die kompetenten und guten Hände meines Nachfolgers, Dr. Rafat Allawi, übergeben darf.

Wie Sie wissen, hat das CBH im letzten Jahr seinen 70. Geburtstag gefeiert. Fast die Hälfte dieser sieben Jahrzehnte durfte ich im einzigen Kinderkrankenhaus Palästinas mitarbeiten. Ein Privileg, dessen ich mir immer bewusst war. Als Teil eines wunderbaren Klinik-Teams durfte ich unzählige Babys und Kinder am Geburtsort Jesu behandeln. Und Gott sei Dank konnten wir die meisten Kinder dank unserer modernen und umfassenden Behandlungsmöglichkeiten wieder gesund nach Hause entlassen. Leider gilt dies nicht uneingeschränkt für alle Patientinnen und Patienten: Die chronisch kranken Kinder können wir nicht heilen, ihnen aber zumindest dank medizinischer und therapeutischer Hilfsangebote eine bessere Lebensqualität schenken.

Ganz besonders ans Herz gewachsen sind mir in all den Jahren unsere Früh- und Neugeborenen, denen wir selbst bei lebensbedrohlichen Erkrankungen auf unserer Intensivstation helfen können. Und wenn wir ein Kinderleben trotz aller medizinischen und menschlichen Anstrengungen nicht retten konnten, haben wir es in Würde zusammen mit seinen Eltern bis zum Ende begleitet. Das waren stets sehr schwere Stunden für uns alle. Trost, Hoffnung und Halt haben mir dabei meine Besuche und Gebete in der Geburtskirche gegeben. Wusste ich doch, dass ich jedes Kind, das wir nicht retten konnten, Gott anvertrauen darf.

Es hat mich stets mit Freude erfüllt, dass die medizinische Ausstattung und professionelle Arbeit im CBH fest mit dem christlichen Auftrag der Nächstenliebe verbunden sind. Die Mitarbeit im CBH ist mehr als nur ein Job, sie ist eine Mission. Auch dies ein Privileg, dessen ich mir immer bewusst war. Ich bin mir sicher, dass uns mit der für 2025 geplanten Eröffnung der Tageschirurgie ein Meilenstein in der Kindermedizin im Westjordanland gelingen wird.

Dass das CBH längst den Ruf sowohl eines vorbildlichen pädiatrischen „Leuchtturm-Projekts“ als auch einer Brücke des Friedens im Westjordanland genießt, verdankt es vor allem auch der großzügigen Spendenbereitschaft vieler Menschen in Europa. Nur dank Ihrer wertvollen Solidarität und Unterstützung, liebe Spenderin und lieber Spender, können wir unseren Auftrag „Wir sind da“ am Geburtsort Jesu erfüllen. Dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen!

Wie Sie wissen, sind die Konsequenzen des Gaza-Kriegs seit nunmehr zehn Monaten auch im Westjordanland deutlich zu spüren. Durch die Abriegelung zu Israel sowie den fast völlig eingebrochenen Tourismus haben sich Armut und Hoffnungslosigkeit in der Bevölkerung kollektiv verbreitet. Die meisten Menschen blicken in eine völlig ungewisse wirtschaftliche Zukunft – von der politischen Perspektivlosigkeit unserer Region ganz zu schweigen.

Inmitten all dieses Leids ist es einfach unfassbar wertvoll zu wissen, dass zumindest die Gesundheitsversorgung der schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft, der Kinder, im CBH sichergestellt ist. Denn unser Klinik-Sozialdienst übernimmt die Behandlungskosten auch für jene kranken Kinder, deren Eltern sich ihren Eigenanteil nicht leisten können. Auch dies ein Beispiel gelebter Nächstenliebe am Geburtsort Jesu.

Als gebürtige Bethlehemitin und Christin wird das CBH am Geburtsort Jesu immer einen festen Platz in meinem Herzen haben. Deshalb möchte ich Sie herzlich bitten, meinem Nachfolger, Dr. Rafat Allawi, und dem gesamten Klinik-Team auch weiterhin jene Unterstützung und jenes Vertrauen zu schenken, welche sie zweifelsfrei verdienen und welche den Fortbestand des CBH bedeuten.

Mit einem herzlichen Shukran (Danke) & besten Grüßen aus Bethlehem

Ihre

Dr. Hiyam Marzouqa

Chefärztin des Caritas Baby Hospitals

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