Herzkrank und fernab der Heimat: Leen aus Gaza

Herzkrank und fernab der Heimat: Leen aus Gaza


Getrennt vom Großteil ihrer Familie erhält Leen aus Gaza Zuflucht in Bethlehem. Das CBH schenkt ihr Hoffnung inmitten einer zerrissenen Welt. Lesen Sie die besondere Geschichte der kleinen Patientin aus dem Gazastreifen.

Titelbild: Die siebenjährige Leen aus Gaza © Archiv CBH

Behandlung der angeborenen Krankheit in Gaza unmöglich

Die siebenjährige Leen aus Khan Yunis hat in ihrem kurzen Leben schon erlebt, was im Gazastreifen nur wenigen Menschen vergönnt ist: Sie durfte bereits dutzende Male ausreisen. Doch hinter diesem scheinbaren Privileg verbirgt sich ein trauriger Grund. Leen wurde mit einer schweren Herzkrankheit geboren, die im Gazastreifen, einem Gebiet, das seit fast 20 Jahren abgeriegelt ist, nicht behandelt werden kann.  

Bereits wenige Tage nach ihrer Geburt reiste sie mit Hilfe einer internationalen Hilfsorganisation das erste Mal nach Israel aus und wurde dort kardiologisch behandelt. Diese Reisen wurden in den folgenden Jahren zu einem festen Bestandteil ihres Lebens. Die Hilfsorganisation unterstützte die Familie regelmäßig und organisierte immer wieder Behandlungsplätze in israelischen Kliniken, die für die Behandlung von Patientinnen und Patienten aus Gaza zur Verfügung standen. Ohne diese medizinische Versorgung hätte Leen nicht überleben können.

Ihre Eltern, IT-Expertin Majdoline und ihr Vater Ashraf, ein studierter Pharmazeut, setzten alles daran, ihren Kindern eine gute Zukunft zu ermöglichen. Die älteren Geschwister studierten an der Uni, und auch die jüngeren sollten diese Chance einmal erhalten. Doch Majdoline weiß: „Im abgeriegelten Gazastreifen werden sie niemals gute berufliche Chancen haben.“ Die elterliche Fürsorge für Leen zeigte sich vor allem bei der Suche nach medizinischer Hilfe: Hierbei ließen die Eltern nichts unversucht.

In guten Händen: Dr. Bilal Sarhan untersucht Leen

Der Krieg verändert alles  

Der 7. Oktober 2023 und der Ausbruch des Kriegs in Gaza stellten das Leben der Familie auf den Kopf. Leen war an diesem Tag zur Behandlung in einem Krankenhaus in der Nähe von Tel Aviv, begleitet nur von ihrer Mutter. Der Kontakt zum Rest der Familie in Gaza brach sofort ab. Erst Wochen später erfuhren sie, dass Ashraf mit den anderen Kindern fluchtartig das Haus verlassen hatte. Insgesamt neun Mal flüchtete er seit Ausbruch des Krieges mit den Kindern vor den Bombardierungen, bevor er wieder in das schwer beschädigte Zuhause zurückkehrte. „Nirgends ist man sicher“, so Majdoline, „da sind die eigenen vier Wände, oder was von ihnen noch übrig ist, die beste Lösung“. Viele Verwandte und Nachbarn überlebten die Bombardierungen hingegen nicht.

„Nirgends ist man sicher"

Leens Mutter über die Lage im Gazastreifen

Währenddessen begann für Leen und ihre Mutter eben falls eine Irrfahrt. „Die Leute im Krankenhaus in Tel Aviv sagten uns, dass wir nicht mehr bleiben dürfen“, erinnert sich Majdoline. Die Behandlung wurde daher schlagartig abgebrochen, und Leen und ihre Mutter wurden über einige Umwege nach Bethlehem ins Caritas Baby Hospital gebracht, der einzigen Kinderklinik in Palästina. Hier fand Leen endlich Stabilität.

Sehnsucht nach der Familie

Seit über einem Jahr lebt Leen mit ihrer Mutter in Bethlehem und wird medizinisch versorgt. Sie geht zur Schule, hat Freunde gefunden, und verschiedene lokale Organisationen unterstützen sie mit dem Nötigsten. Doch die Sehnsucht nach der Familie bleibt. Während der Vater und die Geschwister im ruinierten Haus in Khan Yunis leben, hofft die Familie auf eine Wiedervereinigung.

Das Schicksal von Leen und ihr Weg nach Bethlehem ist sicherlich eine Ausnahme. Jedoch ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich ähnliche Schicksale in diesem Jahr häufen könnten. Das Caritas Baby Hospital ist stolz auf den Beitrag, den es zur Versorgung von Leen geleistet hat, und bereitet sich auf mögliche zukünftige Szenarien vor.


Über ein Weiteres von insgesamt acht Kindern aus Gaza im Caritas Baby Hospital berichtet das Schweizer Fernsehen:

SRF-Beitrag 
„Gestrandet in Bethlehem"

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