Über 70 Jahre Solidarität mit den Kindern in Palästina
Blick Zurück: Eine Schweizer Caritas-Mitarbeiterin macht den Anfang
1948 herrschte unvorstellbares Leid in Bethlehem. Nach der Ausrufung des Staates Israel wurden hunderttausende Palästinenserinnen und Palästinenser aus ihren Dörfern und Städten vertrieben. Die Nakba (arabisch für Katastrophe) brachte zehntausende palästinensische Familien in eine extreme Notlage.
Fruchtbare Zusammenarbeit auf lokaler Ebene
Im Jahr 1949 reiste Hedwig Vetter im Auftrag der Caritas Schweiz nach Bethlehem. Sie traf auf hilflose Mütter, die nicht wussten, wie sie sich um ihre kranken und oft hungernden Kinder kümmern sollten. Zusammen mit dem palästinensischen Arzt Dr. Antoine Dabdoub eröffnete sie in der Altstadt von Bethlehem eine Anlaufstelle für verzweifelte Mütter. Schon bald darauf, im Jahr 1953, gelang es ihnen, ein Dutzend Betten für Kinder in einem lokalen Krankenhaus anzumieten. Das Caritas Baby Hospital war geboren.
Der Pater Ernst Schnydrig gründet den Verein Kinderhilfe Bethlehem
Unterstützt wurde die Arbeit vom Schweizer Pater Ernst Schnydrig. Beeindruckt vom Engagement von Hedwig Vetter und Dr. Antoine Dabdoub wollte er die Finanzierung des Krankenhauses sicherstellen und gründete im Jahr 1963 in Luzern zusammen mit der Schweizer Caritas, dem Deutschen Caritasverband sowie je einem Vertreter der Erzdiözese Freiburg im Breisgau und des Bistums Basel den gemeinnützigen Verein Kinderhilfe Bethlehem.
Medizinischer Fortschritt und Arbeitsplätze
Im Jahr 1976 konnte ein eigenes Krankenhausgebäude in Betrieb genommen werden. Seither wurde das Angebot der Kinderklinik laufend an die sich ändernden Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung und an den medizinischen Fortschritt angepasst. Zehntausende Kinder wurden seitdem behandelt, unzählige Leben gerettet. Heute bietet das Caritas Baby Hospital 250 sichere Arbeitsplätze und bildet medizinisches und pflegerisches Fachpersonal in Pädiatrie aus.
Bilder: © Archiv Kinderhilfe Bethlehem
Blick nach Vorn: Palästina braucht eine Kinderchirurgie
Das Angebot soll nun weiter aufgebaut werden. Dringend benötigt wird in Palästina eine pädiatrische Chirurgie. Die Kinder, die eine komplizierte Operation brauchen, müssen aktuell an Krankenhäuser für Erwachsene überwiesen werden. Dort werden sie oft jedoch zu spät oder gar nicht operiert – mit teils lebensgefährlichen Folgen. Das führt zu unnötigem Leid für die Kleinen und ihre Familien. Diese Situation wollen wir künftig ändern!
Essenziell ist dafür der Bau neuer Räumlichkeiten. Damit wird es möglich, noch mehr Kindern im Westjordanland die nötige medizinische Versorgung zu geben.
Die Kinderhilfe Bethlehem hält trotz der aktuellen politischen Situation an den Ausbauplänen für den Bau einer Tageschirurgie fest. Denn wir sind überzeugt: So, wie in den letzten 70 Jahren, muss das Caritas Baby Hospital jetzt und darüber hinaus unabhängige Hilfe für alle kranken Kinder im Westjordanland leisten. Kinder tragen keine Schuld am Krieg – aber sie leiden unter den Folgen am meisten.
